Sicher habt Ihr Euch schon öfter gefragt, welcher der beste Weg ist, um wirklich effizient zu üben. Sich nur an einem Stück pro Tag festbeißen oder an mehreren Stücken gleichzeitig pro Tag üben? Sind 5 Stunden besser als 10 Stunden? Und Anfänger doch lieber jeden zweiten Tag eine halbe Stunde am Stück statt jeden Tag nur 10 Minuten?? Fragen über Fragen. Keiner findet passendere Antworten als Prof. Dr. Altenmüller, denn er ist nicht nur Arzt und einer der führenden Forscher der Neuropsychologie und Neurophysologie sondern auch Musiker. Ich finde seinen Vortrag an der Musikhochschule in Mannheim so aufschlussreich und spannend, dass ich mir mal die Freiheit nehme, die 3 youtube-Vidos zum Thema "Gesund Musizieren - Richtig üben" an dieser Stelle einzubinden. Auch wenn der unendlich interessante Vortrag sich vornehmlich an (angehende) Lehrer und Berufsmusiker richtet, lohnt es sich für alle Instrumentalspieler da mal reinzuhören, denn wer die Aufgaben des Gehirns und die Speicherprozesse besser versteht, kann gezielter und bewusster üben. Ich finde das enorm wichtig. Grundsätzlich halte ich es auch immer noch für ein Privileg überhaupt musizieren zu dürfen. Daher freue ich mich geradezu auf meine täglichen Übungseinheiten - und besonders auch eben über Schüler, denen es ähnlich geht.
Wer gerade keine Zeit hat, muss sich mit ein paar Stichpunkten von mir zu diesem Thema begnügen:
Wer gerade keine Zeit hat, muss sich mit ein paar Stichpunkten von mir zu diesem Thema begnügen:
- Übe lieber jeden Tag 10 Minuten als eine halbe Stunde am Stück und das nur jeden zweiten Tag
- Profis, die natürlich täglich viele Stunden üben, sollten dann aufhören an einem Stück oder einer Problematik zu üben, wenn sie feststellen, dass sich die Häufigkeit der Fehler mehrt.
- Besser an mehreren Stücken gleichzeitig arbeiten und regelmäßig abwechseln, als Montag an einem, Dienstag an einem anderen Stück, etc. Auf diese Weise werden die Stücke langfristig vertieft eingespeichert.
- Beginne die Übungseinheit mit dem schwierigsten Part.
- Auch komplizierte Passagen sollten nicht übertrieben am Stück geübt werden. Dann aufhören, wenn sich auch hier vermehrt Fehler einstellen. "Richtiges Üben ist die Kunst, im richtigen Moment aufzuhören." Dafür lieber innerhalb von 24 Stunden, die Phrase oder Passage wiederholen, damit sie auch längerfristig am richtigen Ort gespeichert wird.
- Variationen sind absolut wichtig und zeigen uns nicht nur einen Weg der musikalischen Lösungsfindung. Das Nervensystem bleibt anpassungsfähiger bei kleinen Störvariablen und kann schneller und sicherer drauf reagieren. So ist es günstig, eine Phrase nicht nur in mehrere Tonarten zu transponieren, sondern auch mit verschiedenen Variationen oder Endungen zu spielen. Ein Stück eine Oktave höher spielen kann ebenso ein Beispiel sein.
- Ferner sollte man sich in jeder Einheit konkret formulierte Ziele setzen (Trainingsplan). Das kann ich nur bestätigen. Wie die Mehrzahl der Coaching-Teilnehmer mir berichtet, erledigen sie mit viel mehr Spaß und anschließender Zufriedenheit ihre struktrierten Übungseinheiten.
- Mentales Üben. Das mache ich persönlich sehr viel. Sehr zu empfehlen!